Eine Reise durch die Jahrhunderte
Besuchen Sie hier in Stolpen eines der eindrucksvollsten Baudenkmäler Sachsens. Zwischen der Sächsisch-Böhmischen Schweiz und der Kulturstadt Dresden erhebt sich die 800-jährige mittelalterliche Burganlage Burg Stolpen. Sie thront auf dem Naturdenkmal „Stolpener Basalt“. Der mit dem Prädikat „Nationales Geotop“ ausgezeichnete Burgberg aus Säulenbasalt zählt zu den bedeutendsten vulkanischen Gesteinsvorkommen Deutschlands. Auch der tiefste naturbelassene Basaltbrunnen der Erde (84,39 m tief) ist in der Burg beheimatet und zeugt von sächsischer Handwerkskunst. Fest verbunden ist die Burg Stolpen mit dem tragischen Schicksal der Gräfin Cosel, der berühmten Mätresse des polnischen Königs und sächsischen Kurfürsten August des Starke. 49 Jahre verbrachte die Gräfin als Gefangene auf Stolpen. Ihre Grabstätte befindet sich in der Burgkapelle. All das macht die Burg Stolpen zu einem lebendigen Ort der sächsischen Geschichte und Kultur.
Am 17. Oktober 1680 kommt Anna Constantia von Brockdorff auf dem Gut Depenau in Holstein zur Welt. Sie entstammt einem alten Adelsgeschlecht. Hauslehrer vermitteln ihr eine breitgefächerte Erziehung und Bildung. In früher Jugend wird Constantia Hoffräulein im herzoglichen Schloss Gottorf bei Schleswig und später in Wolfenbüttel. Bereits in dieser Zeit lernt sie grundlegende politische Konflikte ihrer Zeit kennen. Außenpolitisch ist es die Neuordnung der Kräfteverhältnisse im Ostseeraum, die sich im Nordischen Krieg über 20 Jahre vollziehen wird. Innenpolitisch versuchen die Fürsten im Ringen um die absolute Macht den Adel zurückzudrängen
Eine Schwangerschaft Constantias beendet den achtjährigen Aufenthalt am Hof. Über den Vater und den Verbleib des Kindes ist nichts Genaues bekannt. Nach der Schande des unehelichen Kindes ist der 12 Jahre ältere Geheime Rat und sächsische Obersteuerdirektor Adolf Magnus Gotthelf von Hoym eine standesgemäße Partie. Das Paar wird am 2. Juni 1703 in Depenau getraut. Sie werden zukünftig im elterlichen Haus auf der Kreuzgasse in Dresden wohnen. Die Ehe ist bereits nach kurzer Zeit zerrüttet. Im Januar 1705 reicht Hoym die Scheidung ein.
Am 7. Dezember 1704 wird August der Starke bei einem Brand im Hause Hoym auf Constantia aufmerksam. Eine Mätressenschaft aber lehnt sie ab. Nach dem unehelichen Kind und einer gescheiterten Ehe ist es mit ihrer Auffassung von Stand und Ehre unvereinbar, nun auch noch Mätresse zu werden. Doch im August 1705 bezieht sie ein Haus auf dem Taschenberg, unmittelbar neben dem Schloss. Im Dezember erhält Constantia einen geheimen Vertrag, der sie als Gemahlin zur Linken des Königs erklärt. Der Kaiser erhebt sie im Februar 1706 in den Reichsgrafenstand
Die Gräfin Cosel steht als offizielle Mätresse an der Spitze der Hofordnung, über den Ministern. Sie ist sehr gut informiert, hat stets Zugang zum König und kann Entscheidungen beeinflussen. Über sieben Jahre begleitet sie den Kurfürsten und König bei den Alltäglichkeiten ebenso wie als Gesellschafterin bei Festlichkeiten oder auf seinen Feldzügen im Nordischen Krieg. Ihr werden außergewöhnliche Ehrungen zuteil. Die Polenpolitik des Königs hält die Gräfin Cosel für einen Fehler. Das sich abkühlende Verhältnis zwischen August und Constantia wird 1712 für die Öffentlichkeit ersichtlich. Höfische Intrigen und Gerüchte über einen bevorstehenden Sturz der Cosel hatte es bereits 1708 gegeben.
Zur Durchsetzung der Polenpolitik des Königs gewinnt eine neue polnische Mätresse an Bedeutung. Für jeden sichtbar ist der Bruch August des Starken mit der Gräfin Cosel im Dezember 1713. Ein vom König zwei Jahre später unterzeichnetes Papier regelt ihr weiteres Leben. Den Ehevertrag verlangt er zurück. Um ihn zu beschaffen, reist die Cosel im Dezember 1715 nach Berlin. Ihre Feinde sehen darin eine Flucht ins Ausland, denn sie durfte Pillnitz nicht verlassen. Die Gräfin hat Kenntnisse von Staatsgeheimnissen und Preußen ist ein politischer Gegner. Der König befiehlt ihr mehrmals, nach Sachsen zurückzukehren, doch sie widersetzt sich. Unglückliche Umstände hindern sie an der Erlangung des Dokuments.
Von Halle aus versucht sie auf der Leipziger Messe Geld zu beschaffen. Durch direkte Verhandlungen August des Starken mit dem König von Preußen wird die Gräfin Cosel in Arrest genommen und am 21. November 1716 an Sachsen ausgeliefert. König August II. wünscht, dass sie ehrenhaft behandelt wird. Keiner ahnt, dass sie eine lebenslange Gefangenschaft auf der Veste Stolpen erwartet. 49 Jahre Aufenthalt auf Stolpen: die Gräfin Cosel hält einen (einsamen) Rekord. Keine Person der 800-jährigen Burggeschichte hat sich länger auf Stolpen aufgehalten. Fünf Festungskommandanten hat sie Kommen und Gehen sehen. Die Legende sagt, die Cosel hätte nach dem Tod Augusts des Starken frei kommen können.
Die Gefangene überlebte selbst den Sohn Augusts des Starken um zwei Jahre. Die Gemäuer der Veste Stolpen hat sie auch mit ihrem Tod nicht mehr verlassen. Heute avanciert die Gräfin Cosel, nicht zuletzt durch ihr außerordentliches Schicksal, zur bekanntesten weiblichen Person der sächsischen Geschichte. Sie ist die Frau schlechthin an der Seite Augusts des Starken. Die Gräfin Cosel ist zu einer Symbolfigur sächsischer Geschichte geworden. Mit ihrem anrührenden Schicksal wird eine große Epoche, über die historischen Fakten hinausgehend, auch emotional erfahrbar.
Mit der Besiedlung der Nordseite des Burgberges am Anfang des 15. Jahrhunderts beginnt die Geschichte der Stadt Stolpen. Die Burg war damals im Besitz der Bischöfe von Meißen. Als diese im 15. Jahrhundert ihre Residenz von Meißen auf die Burg Stolpen verlegt hatten, entwickelte sich der kleine Ort Stolpen mehr und mehr zu einer Stadt. Nachdem Kurfürst August von Sachsen im Jahr 1559 den letzten Meißner Bischof zwang, ihm das Amt Stolpen zu überlassen, lagen die Stadt als auch die Burg in kursächischen Händen.
Heutzutage überzeugt das spätmittelalterliche Städtchen durch ein einzigartiges Flair. Der sanierte historische Stadtkern mit seinem historischen Marktplatz ist der Mittelpunkt von Stolpen. Kleine Geschäfte in verwinkelten Gassen veranlassen zum Bummeln. Seien Sie eingeladen, bei einem historische-naturkundlichen Rundgang ein Stück lebendig gebliebene Geschichte zu erleben. Liebevoll sanierte Gebäude und Plätze versetzen die Besucher zurück in Zeiten, in denen man noch mit der Kutsche reiste. Unvergessliche Erlebnisse bieten kulturelle Angebote, wie die zahlreiche Veranstaltungen auf der Burg, das historische Stadtfest, der Natur- und Bauernmarkt sowie der romantische Weihnachtsmarkt.